Zuckerwatte

„Was meinst du, kennen Wolken die Richtung, in die sie ziehen?“, blickte sie ihn fragend an. „Du meinst, sie fliegen nicht einfach so vorbei, sondern haben ein bestimmtes Ziel?“, entgegnete er. „Wolke 122. Ziel: San Bernadino. Voraussichtliche Ankunft: 12 Uhr 10“. Sie lachten. So, wie letztes Jahr. Als sie zusammen am Santa Monica Pier Zuckerwatte gegessen hatten. Cotton Candy. Das war weit mehr als eine Süßigkeit. Mit jedem Bissen inhalierte sie ein Stück Leben. 

 

Wie so oft, hatten sich ihre Wege gekreuzt, als keiner damit rechnete. Und wie so oft, wurde aus einer zufälligen Begegnung ein großes Abenteuer, deren Ausgang sie beide nicht so genau zu beschreiben vermochten. Im Moment, so schien ihr, sollte sie hier sein.

„Stau“, rief er – und riss sie damit aus ihren Gedanken. „Siehts du nicht, da hängt’s! Wird sich wohl etwas verspäten, deine 122“, seufzte er und zupfte am Kragen seines karierten Hemds.

 

Fünf Minuten später sitzen sie dort. Den Blick aufs Meer gerichtet. Die Füße im Sand. Mit einer Hand zwirbelt sie geschickt die einzelnen Fäden heraus. Ganz langsam, als spinne sie Gold. Und mit jedem Bissen wird ihr klarer, das es genau das ist, was sie jetzt gerade braucht.