Eudaimonia und hēdoné

Die Frage und Suche danach umtreibt uns alle, mal mehr mal weniger. Schmerzlich vermisst wird es immer dann, wenn es nicht da ist. Dabei wissen wir manchmal gar nicht so genau, nach was wir eigentlich suchen. Was bleibt, ist ein Versuch der Begriffsbestimmung.

 

Der Hedonist würde sagen: Glück ist die Abwesenheit von Schmerz. Im allgemeinen Sprachgebrauch ist der Begriff des Hedonismus’ negativ konnotiert und wir oft mit Amoralismus in Verbindung gebracht. Als Hedonist in diesem Sinne wird ein Mensch bezeichnet, der lediglich nach Sinnesgenuss und Lustgewinn strebt. Um dieses Ziel zu erreichen, schreckt er auch nicht vor ethisch verwerflichen Handlungen zurück. Im Klartext: Auch Alkohol oder andere Drogen sind ihm ein willkommenes Mittel zum Zweck. Dekadenz, Egoismus und die Orientierung an momentanen Genüssen sind Attribute, die dem Hedonisten oft zugeschrieben werden.

 

Der Hedonismus im philosophischen Sinne hingegen stellt lediglich fest, dass das Vermeiden von Schmerz und das Streben nach Glück eine intrinsische Eigenschaft des Menschen ist. Als Begründer gilt Aristippos von Kyrene, ein Schüler Sokrates’. Während es ihm noch um die Lust des Augenblicks geht, verbindet Epikur Glück mit einer tugendhaften Lebensweise und schafft damit den Sprung zur Moral. Der moderne Hedonismus, wie wir ihn von Jeremy Bentham kennen, grenzt sich von den deontologischen Auffassungen der Vordenker ab und realisiert eine quantitative Version. Seine These: Ein Leben verläuft umso glücklicher, je mehr Freude wir empfinden. Mit Hilfe seines hedonistischen Kalküls lassen sich Handlungen auf ihren Wert, den sie an Freude erzeugen, bemessen – und zwar in allen wichtigen Quantitäten wie Intensität und Dauer beispielsweise. Glück wird damit im wahrsten Sinne des Wortes „berechenbar“.

 

Aristoteles verbindet Glück mit Tugend zu einer Einheit. Seiner Auffassung nach kann ein Mensch nur dann glücklich sein, wenn er seine Tugend erfüllt. Tugend wiederum begreift er als „Vernunfttätigkeit“. Ein Beispiel: Ein Pianist besitzt die Vernunftfähigkeit, Klavier zu spielen. Macht er von dieser Vernunfttätigkeit Gebrauch, spielt er Klavier. Glücklich ist er dann, wenn er seine Vernünftigkeit nicht nur ausübt, sondern sie gut gebraucht – nämlich indem er ein fehlerfreies Klavierstück spielt. 

 

Genug Theorie. Schließlich ist Glück etwas, was wir aktiv (er)leben möchten. Der erste Kaffee auf dem frühlingshaften Balkon, das Treffen mit echten Freunden, das neue Laptop oder die große Traumreise – jeder hat Dinge, die ihn glücklich machen. Oft vergessen wir dabei, wie essentiell die philosophisch-hedonistische Denkweise ist, um es fassen zu können: Wenn wir anfangen, Glück mit der Abwesenheit von Schmerz in Verbindung zu setzen – völlig entkoppelt von materiellen Dingen – sollten viele von uns sich sehr glücklich schätzen können.